„Das Essen war gut!" Mike trat aus der Schwingtür des Restaurants und wurde fast von einem Trio junger Frauen überrannt. Zwei davon wichen geschickt aus; die dritte blieb stehen und musterte ihn unverblümt von oben bis unten. Dann grinste sie ihm zu und eilte ihren Freundinnen nach, die bereits um die Ecke gebogen waren und auf der Robeson Street laut vor sich hinkicherten. Die drei waren definitiv keine Nutten - Celluci hatte im Verlauf seiner Dienstjahre genügend Prostituierte eingebuchtet, um eine Schöne der Nacht auf den ersten Blick erkennen zu können -, und eigentlich wirkten sie alle drei viel zu jung, als daß sie so spät nachts noch hätten unterwegs sein dürfen ...
„Und? Spüren Sie gerade Ihr Alter?"
Überrascht blickte Mike auf seinen Begleiter hinab. „Habe ich das etwa laut gesagt?"
Tony schüttelte den Kopf. „Nein. Sie haben geseufzt."
„Das haben wir Alten so an uns." Celluci holte tief Atem, um die Restaurantluft aus seinen Lungen zu befördern. „Immerhin habe ich noch alle Zähne und kann eine gute Mahlzeit genießen."
„Schön. Ich fand, wo Sie schon mal hier am Meer sind, sollten sie auch in den Genuß von Meeresfrüchten kommen - zumindest ein Mal."
„Ist das so? Sucht Fitzroy sich hier freitags immer einen Matrosen?"
Mit weit aufgerissenen, blassen Augen starrte Tony zu Celluci empor. „Mann, Sie haben sich wirklich verändert! Sie sind nicht mehr so ...", es entstand eine peinliche Pause, in der Tony aber nichts weiter erhielt als einen höflich fragenden Blick. „Nicht mehr so verklemmt wie früher!"
„In den letzten zwei Jahren hat sich für mich ja auch allerhand geändert."
„Ja? Was denn?"
„Vicki."
„Ach - Vicki ändert sich und dann ändern Sie sich, weil Sie sie lieben?"
„So in der Art." Celluci seufzte noch einmal und starrte die Thurlow Street hinab auf die Wasser der English Bay, die in der Ferne glitzerten. „Wie weit sind wir von deiner Wohnung weg? Von Fitzroys Wohnung, meine ich, nicht von der, in der du momentan übernachtest."
Tony zuckte die Achseln und ging auf die Frage, wem welche Wohnung gehören mochte, nicht ein. „Ein ganzes Stück."